Noch während des Holocaust beginnt dessen Reflexion in seriellen Bildern. Viele Häftlinge fertigen Bildserien als Zeugnisse der durch die Nazis betriebene Verfolgung und Vernichtung der Juden, wie Horst Rosenthals‚ Micky in Gurs‘, in dem die weltberühmte Mickey Mouse im französischen Lager Gurs interniert wird. Nach dem Krieg wird dieses Erbe von Comics fortgesetzt, in denen unförmige, monströse Figuren - der Golem - auftritt. Tritt der Golem meist als Retter der Juden auf, bleibt er aufgrund seiner Seelenlosigkeit und Kraft immer auch unheimlich und lässt sich als Chiffre für den Umgang mit dem Holocaust verstehen. Der Vortrag wird diese vergessene Darstellungsgeschichte des Holocaust bis zu aktuellen Beispielen wie die Graphic Novel ‚Breath of Bones‘ (2014) verfolgen.
Ole Frahm ist Mitgründer der Arbeitsstelle für Graphische Literatur (ArGL) an der Universität Hamburg, und hat „Genealogie des Holocaust. Art Spiegelmans MAUS - A Survivor’s Tale“ (2006) und „Die Sprache des Comics“ (2010) veröffentlicht. Er arbeitet zur Zeit an einem Buchüber die Graphic Novel.