A cooperation between the Jewish Studies Program, Central European University, and the Center for Jewish Studies, University of Graz
Organizers: Susanne Korbel (University of Graz), Michael L. Miller (CEU)
Location: Bad Aussee
Date: 12.–14.6.2023
Deadline for applications: 15 December 2022
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In the 19th century, regular trips to health resorts and spas gained enormous popularity. In the summer months, tourists from the metropolises made pilgrimages to countryside resorts in order to enjoy themselves, spend their leisure time, escape the sweltering city, and restore their health by "taking the cure." During the Sommerfrische (summer holidays), these small towns located at mineral springs or lakes were transformed into cosmopolitan spaces that represented important nodes and contact zones for an international and socially diverse set of actors. At these destinations, urban culture was set in new contexts. By the end of the 19th century, guests from all social classes were represented in the spas and resorts. Among them, Jews formed a noticeably large group.
In summer resort and spa towns, visitors conducted informal business, engaged in diplomacy, and participated in cultural productions that often rivaled spa offerings or opportunities for physical exercise. Because of the informal and relaxed setting, those places also allowed for the emergence of fleeting as well as long-term relationships. The spa towns thus functioned as important arenas of interaction for an ethnically, nationally, religiously, politically, and socially heterogeneous cohort of visitors. Spaces of opportunity opened up here for a long time. However, as antisemitism grew and radicalized in the late 19th and early 20th century, many of these resorts declared themselves "Jew-free" in populist slogans and campaigns.
This international conference aims to explore Sommerfrische destinations, summer resorts, and spas, focusing on the particular urban processes that led to their emergence and the factors that transformed them into spaces of possibility in a rural or small-town context. Did summer resorts and spa destinations become cosmopolitan and international metropolises in microcosm? Were certain urban conventions of behavior and sociability temporarily suspended? A global perspective will allow us to examine articulations of ethnic, national, religious, political, and social identifications of the proprietors, guests, and the year-round local population. In particular, the conference will examine the dynamics of Jewish/non-Jewish relations. Who came into contact with whom? Which communicative spaces emerged in the resorts? What was the quality and nature of Jewish/non-Jewish relationships? What was the nature of interactions among Jews – for example between working-class and middle-class Jews, or between the secular and observant? Were encounters ephemeral or did they lead to lasting friendships? How did the encounter between tourists from different social classes and religious groups, with diverse ethnic and national affiliations, affect perceptions, prejudices, and resentments?
The conference will take place at Bad Aussee (Austria) on 12-14 June 2023. We look forward to receiving abstracts in English of no more than 300 words by researchers from all relevant disciplines. Please send an abstract and a short CV by e-mail (to culturesofrest(at)gmail.com) by 15 December 2022.
The organizers will provide travel allowances for participants who have no academic affiliation or are unable to cover their travel expenses. In the abstract, please indicate whether you would like to apply for a travel allowance.
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Kurhotels, Heilbäder und Sommerfrische: Jüdische Kulturen der Entspannung und der Erholung
Im 19. Jahrhundert gewann der regelmäßige Besuch von Erholungs- und Kurorten enorm an Popularität. Über die Sommermonate pilgerten Besucher*innen aus den Metropolen in die ländlichen Erholungsgebiete, um sich zu amüsieren, die Freizeit und die heißen Sommermonate zu verleben, und/oder sich gesundheitlich zu erholen und „to take the cure“. Während der Sommerfrische avancierten diese an Thermalquellen oder Seen gelegenen ländlichen (Klein)Städte zu kosmopolitischen Räumen, die wichtige Knotenpunkte und Kontaktzonen für eine internationale und gesellschaftlich vielfältige Gruppe von Akteur*innen darstellten. An den Destinationen wurde urbane Kultur in neue Kontexte gestellt. So waren im ausgehenden 19. Jahrhundert dann in den Spas und Unterkünften längst Gäste aus allen gesellschaftlichen Klassen vertreten. Unter ihnen bildeten Jüdinnen*Juden eine überproportional große Gruppe.
Die Kuraufenthalte und das Verleben der Sommerfrische überschritten den bloßen Genesungs- und Erholungszweck, oder eine vermeintliche Stadtflucht. In den Sommerfrische- und Kurstädten bereiteten die Besucher*innen Geschäfte informell vor, pflegten diplomatische Beziehungen und kulturelle Produktionen machten dem Kurangebot ebenso Konkurrenz wie Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung. Ob des informellen und entspannten Ambientes konnten an diesen Orten (nachhaltige) Beziehungen entstehen. Die Spa towns fungierten als wichtige Interaktionsfelder für eine ethnisch, national wie sozial heterogene Besucherkohorte. Lange eröffneten sich hier Möglichkeitsräume. Als der Antisemitismus zur Jahrhundertwende und im frühen 20. Jahrhundert zunahm und sich radikalisierte, waren es jedoch schließlich diese geteilten Urlaubsorte, die dann in populistische Slogans und Kampagnen sich als „judenfrei“ erklärten.
Die internationale Konferenz möchte sich Sommerfrischedestinationen und Erholungsstätten in ihrem besonderen urbanen Entstehungsprozessen nähern und die Möglichkeitsräume, die sich in den (Klein)Städten öffneten (und schlossen) erforschen. Waren Sommerfrische- und Kurdestinationen kosmopolitisch und internationale Metropolen in Klein mit ländlichem Idyll? Setzten bestimmte städtische Konventionen des Verhaltens und der Geselligkeit vorübergehend aus? Eine globale Perspektive solle es erlauben Artikulationen von ethnischen, nationalen und sozialen Identifikationen von Betreiber*innen, Besucher*innen und der ständigen lokalen Bevölkerung zu untersuchen. Insbesondere soll hier die Dynamik jüdisch/nichtjüdischer Beziehungen in den Blick genommen werden. Wie sieht es aber auch mit den Interaktionen zwischen Jüdinnen*Juden aus – sind beispielsweise orthodoxe und säkulare Bürger*innen miteinander in Austausch getreten? Wer kam mit wem in Kontakt? Welche kommunikativen Räume konnten sich in Resorts ausgestalten? Welche Qualität hatten jüdisch-nichtjüdische Beziehung? Wie sahen die Interaktionen zwischen Jüdinnen und Juden aus – zum Beispiel zwischen Jüdinnen*Juden aus der Arbeiterklasse und der Mittelschicht oder zwischen säkularen und gläubigen Jüdinnen*Juden? Waren die an Erholungsdestinationen entstehenden Beziehungen von Kurzlebigkeit geprägt oder ergaben sich auch nachhaltige Freundschaften? Wie wirkte das Aufeinandertreffen von Akteur*innen unterschiedlicher sozialer Klassen, ethnischer und nationaler Zugehörigkeiten, religiöser Gruppen etc. auf Vorbehalte und Ressentiments?
Die Konferenz wird vom 12. bis 14. Juni 2023 in Bad Aussee (Österreich) stattfinden. Wir freuen uns auf Abstracts in englischer Sprache von nicht mehr als 300 Wörtern von Forscher*innen aus allen relevanten Disziplinen. Bitte senden Sie Abstract und eine kurze biografische Notiz per Mail (an culturesofrest(at)gmail.com) bis zum 15. Dezember 2022.
Die Organisator*innen beabsichtigen, Reisekostenzuschüsse für diejenigen Teilnehmer*innen zu sichern, die keine akademische Affiliation haben beziehungsweise ihre Reisekosten nicht decken können. Bitte geben Sie im Abstract an, ob Sie einen Reisekostenzuschuss beantragen möchten