Vortrag von Ariane Sadjed (ÖAW, Wien)
Mittwoch, 21. Jänner 2026 | 18:00 Uhr
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Juden und Jüdinnen in den Regionen des heutigen Zentralasien, Iran und Afghanistan durch unterschiedliche Netzwerke in engem Austausch miteinander. Über mehrere Jahrhunderte gewachsene Gemeinsamkeiten wie die persische Sprache und Einbettung in die kulturelle Umgebung waren Grundlage für Handelsbeziehungen, Migrationsrouten und familiäre Bindungen. Je nach Lokalität, sozialem Status, oder Weltanschauung kristallisierten sich innerhalb dieses weitflächigen Kulturraums jedoch auch unterschiedliche Gruppen heraus, die heute etwa als „iranische“ oder „bukharische“ Juden bezeichnet werden. Der Vortrag geht einigen dieser Differenzierungen nach und zeigt, wie sich Gruppengrenzen gebildet und durch die Emigration aus dem persischsprachigen Raum verändert haben.
Ariane Sadjed ist stellvertretende Direktorin des Instituts für Iranistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Leiterin der ERC-Forschungsgruppe “Persian Jews” (www.persianjews.org). Das Projekt beschäftigt sich mit der Erschließung von Archivmaterial aus Iran, Usbekistan und Israel und integriert dieses mit Forschung aus Familienarchiven und Interviews. Dabei stehen Alltagskultur und die unterschiedlichen Perspektiven von Jüdinnnen und Juden in den Gesellschaften in denen sie lebten, im Vordergrund. Aktuelle Publikationen: “Iranian, Afghan or Central Asian” in Central Asian Survey (2024) and “(Re-)Covering a mutual language: Boundary Making among Central Asian Jewish Communities in Austria”, in History & Anthropology (im Erscheinen).
Eine Kooperationsveranstaltung des Centrums für Jüdische Studien der Universität Graz, von CLIO und dem Museum für Geschichte