14. Juni 2022 | 18.00 - 20.00 Uhr
Synagoge Graz, David Herzog Platz 1, 8010 Graz
Anmeldung: www.juedischegemeinde-graz.at
Das Jahr 1945 wurde oft als Epochenscheide, als „Stunde Null“ betrachtet. Für manche war es die endgültige Krise der Menschheit, für andere ein neuer Anfang.
Wie haben jüdische Philosophen diesen Wendepunkt erfahren? Welche Antworten gab es auf das bisher unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung und das gebrochene Vertrauen in die Humanität? Dieser Vortrag beschäftigt sich mit einer Reihe von jüdischen Denkern, viele von ihnen selbst Emigranten, manche von ihnen selbst Überlebende der Shoah, die in den ersten Jahren nach 1945 Bezug nahmen auf die welterschütternden Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, der Atombombe und des erst allmählich ins öffentliche Bewusstsein rückenden Holocaust. Während die geistigen Positionen durchaus verschieden waren, so gab es doch auch Themen, die bei diesen Denkern immer wiederkehrten und die auch heute noch relevant sein könnten: Die Kritik einer nihilistischen Weltansicht, der Widerstand gegen den „ruchlosen Pessimismus“ (Hans Jonas), der Imperativ des Wiederanfangens, und die unbeirrte Suche nach den verborgenen Quellen der Humanität.
Asher D. Biemann ist Professor für modern jüdische Philosophie und Geistesgeschichte an der University of Virginia, USA. Studium an den Universitäten Graz, Wien, und der Hebräischen Universität in Jerusalem. Verschiedene Dozenturen und Gastprofessuren unter anderem an der Goethe Universität, Frankfurt, und
Harvard University. Verschiedene Publikationen, zuletzt Michelangelo und die jüdische Moderne (2016) und, gemeinsam mit Richard I. Cohen und Sarah E.
Wobick-Segev, Spiritual Homelands: The Cultural Experience of Exile, Place and Displacement Among Jews and Others (2020).
Eine Kooperationsveranstaltung im Rahmen des DHF-Lecturer Fellowship-Programms der Jüdischen Gemeinde Graz, des David Herzog Fonds der steirischen Universitäten und des Centrums für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz