Ein gemeinsames Fachsymposium des vom OeAD durchgeführten Programms _erinnern.at_, der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, des Centrums für Jüdische Studien der Universität Graz und der Deutschen Botschaft Wien, gefördert vom Bundeskanzleramt (tbc) und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Ort: Urania, Wien | Uraniastraße 1 | 1010 Wien
Datum: 13. und 14. Oktober 2022
Einleitung
Sowohl die europäische als auch die österreichische Antisemitismus-Strategie adressieren die Bekämpfung des Antisemitismus zugleich mit dem Ziel der Förderung jüdischen Lebens. Im Bildungsbereich zählt dazu etwa die Vermittlung von „Wissen über jüdisches Leben und Judentum“ […], „um Vorurteile zu entkräften und jüdisches Leben voll und ganz als Teil der europäischen Gesellschaft anzusehen.“ Auch die Initiative „2021. Jüdisches Leben in Deutschland“ hatte im vergangenen Jahr zum Ziel, mit zahlreichen Veranstaltungen und Projekten die 1.700-jährige Geschichte des Judentums in seiner Vielfalt öffentlich sichtbar zu
machen.
Strategien und Maßnahmen wie diese sind eine Reaktion darauf, dass die Geschichte des Judentums häufig und vorrangig in Zusammenhang mit der Shoa und den Erfahrungen mit Antisemitismus behandelt wird. Damit wird jüdische Geschichte auf eine – seit dem Mittelalter kontinuierliche – Verfolgungs- und Vernichtungsgeschichte reduziert, in der Jüdinnen und Juden nur als Opfer und als Objekte der Geschichte präsentiert werden. Aber nicht nur in der historischen Betrachtung auch in aktuellen Debatten sind Jüdinnen und Juden zu selten als AkteurInnen berücksichtigt. Anstatt in politische Debatten zur Abwehr des Antisemitismus eingebunden zu werden, werden sie mit Fremdzuschreibungen, Differenzkonstruktionen oder dem Versuch der einseitigen Vereinnahmung konfrontiert.
Wie kann die Forderung, das europäische Judentum in seiner Vielfältigkeit in Geschichte und Gegenwart darzustellen, in Bildungsangeboten konkret umgesetzt werden? Was bedeutet dies generell für das historische Lernen jenseits von national(istisch)en und homogenisierenden Narrativen der Mehrheitsgesellschaft? Wie kann „jüdisches Leben“, „jüdische Kultur“ oder „jüdische Identität“ in seiner Vielfalt dargestellt werden, ohne Stereotype zu wiederholen oder neue Fremdzuschreibungen zu schaffen? Welchen Beitrag leisten Bildungsangebote dieser Art zum Abbau antisemitischer Vorurteile und Feindbilder tatsächlich? Und wie werden die von Antisemitismus Betroffenen in diese Arbeit einbezogen?
Ziele und Zielgruppen
Die KooperationspartnerInnen wollen diesen Fragen in einem zweitägigen Fachsymposium nachgehen und mit BildungsexpertInnen aus Deutschland und Österreich ins Gespräch kommen. Dabei sollen best-practice-Beispiele aus beiden Ländern vor- und zur Diskussion gestellt und über die Notwendigkeit eines institutionellen Veränderungsprozess‘ gesprochen werden – etwa durch Veränderungen in den Lehrplänen an Hochschulen und Schulen, durch Forschungsprojekte oder in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Zielgruppe der Veranstaltung sind WissenschaftlerInnen, FachdidaktidaktikerInnen, Lehrkräfte, außerschulische BildnerInnen und FachjournalistInnen, sowie BildungspolitikerInnen (wie etwa bildungspolitische Sprecher), BildungsexpertInnen aus der Lehrkräfteaus- und weiterbildung und der österreichischen Bildungsverwaltung.