Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all dieser Migranten, die wie der Erzähler – »Das ist kein Deutsch!« – aus ihrer Sprache deportiert und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. »Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis«, sagt Tomer Gardi, und entwickelt in Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte.
Geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, ab dem 12. Lebensjahr lebte Tomer Gardi für 3 Jahre mit seiner Familie in Wien. Er studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Jerusalem, Berlin und Be´er Scheva und war Herausgeber der Zeitschrift Sedek: A Journal on the Ongoing Nakba und der begleitenden Buchreihe. Die Zeitschrift ist ein Projekt der israelisch-jüdischen Initiative Zochrot, die sich mit der Vertreibung der Palästinenser befasst. 2016 nahm Tomer Gardi auf Einladung von Klaus Kastberger beim Ingeborg-Bachmann-Preis teil, wo er Passagen aus Broken German las.
Moderation: Lukas Waltl
anschließend Gespräch mit Klaus Kastberger
Wann: Mi 23.11.2016, 19 Uhr
Wo: Literaturhaus Graz, Elisabethstrasse 30
Eine Kooperation des Literaturhauses Graz und des Centrums für Jüdische Studien.